Ein Interview, das am 6. Oktober 2020 mit AFILOG, dem französischen Berufsverband, der alle Akteure der Logistikbranche vereint, geführt wurde.
Können Sie mir einen kurzen Überblick über die COVID-Regelungen in Kanada geben?
In Kanada entscheidet die jeweilige Provinzregierung über die Vorgaben der COVID-Vorschriften. Auf dem Höhepunkt der Krise verhängte Quebec – die Provinz, in der GMR Safety ansässig ist – einen Lock-down und viele Unternehmen mussten sogar ihren Betrieb einstellen. Diese Situation dauerte bis Ende April, als einige Unternehmen ihre Tätigkeit allmählich wieder aufnehmen konnten. Selbstverständlich blieben die Unternehmen, die als „systemrelevant“ eingestufte Dienstleistungen anboten, geöffnet und konnten ihren Betrieb fortsetzen. Da GMR Safety ein Anbieter von Unternehmen mit systemrelevanten Dienstleistungen ist, konnten wir auch im April geöffnet bleiben, bei gleichzeitiger Reduktion unserer Aktivitäten. Doch glücklicherweise konnten wir ab Anfang Mai bis heute wieder voll produzieren.
Wie hat GMR Safety die Gesundheitskrise während der Ausgangssperre bewältigt?
Fünf Wochen lang, von Anfang April bis Mitte Mai, haben wir unsere Aktivitäten auf die wichtigsten Services reduziert. Daher mussten in dieser Zeit etwa 75% der Mitarbeiter auf Kurzarbeit gesetzt werden. Jeder von ihnen hatte Anspruch auf PCU (Canadian Emergency Benefit) und wir beschlossen, zusätzlich 10 % des Gehalts des Mitarbeiters zu zahlen. Außerdem zahlten wir in dieser Zeit die Gruppenversicherung für Medikamente und boten jedem Mitarbeiter, der dies wünschte, einen Kredit zu einem Zinssatz von 0% an.
Was die Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen betrifft, hält sich GMR Safety stets genau an alle Empfehlungen der Regierung – oder sogar darüber hinaus. Bisher ist noch kein Mitarbeiter am Arbeitsplatz an COVID19 erkrankt.
In Bezug auf unsere Kunden oder unseren Mitarbeitern war es uns sehr wichtig, unsere Verbindungen zu pflegen und in Kontakt zu bleiben. Deshalb begannen wir zum Beispiel schnell damit intern wöchentliche, virtuelle Treffen zu organisieren und WORKPLACE, ein soziales Netzwerk für Unternehmen, zu nutzen. Dies umso mehr, als traditionelle Aktivitäten, bei denen sich die Mitarbeiter außerhalb der Arbeit treffen konnten, leider nicht stattfinden konnten. Ich denke dabei insbesondere an den Ausflug in die sugar shack oder das traditionelle „Mais-Essen“ im Sommer.
Gab es infolge der Gesundheitskrise Lieferverzögerungen, Herstellungsprobleme oder Sicherheitsprobleme an den verschiedenen Standorten?
Alle bei GMR Safety haben sehr schnell und einfallsreich auf die Herausforderungen reagiert, denen wir uns stellen mussten. Während der intensivsten fünf Wochen trafen wir uns zum Beispiel täglich mit dem Managementteam, um die Lage zu besprechen.
Außerdem machten wir das Beste aus dieser Lage: Da einige unserer Lieferanten nicht alle Teile liefern konnten, passten wir uns an und schlossen Sondervereinbarungen mit unseren Kunden, um sie bestmöglich zufrieden zu stellen.
Haben Sie Unterstützung vom Staat erhalten?
Wir hatten Anspruch auf Beschäftigungsprogramme für unsere Mitarbeiter und erhielten Zuschüsse für Schulungen, um die Kompetenzen unseres Personals zu verbessern.
Glauben Sie, dass diese Krise mittelfristig Auswirkungen auf die Geschäfte des Unternehmens haben wird?
Die Krise hat unsere Arbeitsweise verändert. Wir schließen jetzt zum Beispiel Verträge ab, ohne den Kunden persönlich zu treffen – nur per Videokonferenz.
Andererseits haben wir keine Projekte verloren – sie wurden nur verschoben. Deshalb werden wir das Jahr mit einer nennenswerten Wachstumsrate abschließen. Dies auch dank dem pharmazeutischen Bereich, dem Großhandel und vor allem dem E-Commerce, in denen wir tätig sind.
Wie wird das Lockern der Ausgangssperre gehandhabt?
Wir erleben derzeit eine zweite Welle, die weitere Einschränkungen und Schließungen mit sich bringt – wie die Schließung von Bars und Restaurants. Ansonsten können die Unternehmen ihren Betrieb fortsetzen und wir hoffen, dass dies auch weiterhin der Fall sein wird.
Die Angestellten werden, solange es mit der Art ihrer Arbeitstätigkeit vereinbar ist, aufgefordert, Telearbeit zu leisten. Es gibt jedoch einen kollektiven Willen, sich zu treffen und gleichzeitig die Gesundheitsmaßnahmen einzuhalten. Dies spiegelt das Vertrauen der Mitarbeiter in die getroffenen Vorsichtsmaßnahmen und die Bedeutung der zwischenmenschlichen Beziehungen bei GMR Safety wider.
Möchten Sie noch etwas hinzufügen?
Die Krise brachte eine Zeit des Umdenkens und hat uns ermöglicht, uns auf unsere Werte wie Innovation, Teamwork und Spaß zu besinnen. Sie hat uns auch die Möglichkeit gegeben, uns neu zu erfinden: Ob mit unseren externen Partnern oder intern mit unseren Mitarbeitern – die Innovation in der Art und Weise, wie wir etwas tun, findet nun auf allen Ebenen statt.
Schließlich gehen trotz aller Widrigkeiten, denen wir in den letzten Monaten ausgesetzt waren, die Arbeiten an der Erweiterung unserer Fabrik auf eine Fläche von 5 000 m² weiter, und der Bau wird sogar planmäßig fertiggestellt. Sie wird noch vor Weihnachten 2020 voll betriebsbereit sein, und wir können es kaum erwarten, sie einzuweihen! Vor allem hoffen wir, dass wir dort alle zusammen das 25-jährige Jubiläum von GMR Safety feiern können, das im Januar 2021 stattfinden wird.
Interview auch auf afilog.org verfügbar afilog.org