Franck STEPLER: Wir gönnen uns heute ein besonderes Vergnügen, denn wir werden ein paar tausend Kilometer fahren, um an einen Ort zu kommen, den ich liebe. Also, ich sage es Ihnen gleich, es ist dort im Moment nicht sehr warm, aber sie haben ein feuriges Herz, auch wenn das Wetter nicht so toll ist. Guten Tag, Gaétan Jetté!
Gaétan JETTÉ: Ja, hallo, wie geht es Ihnen?
FS: Sehr gut! Sie haben den Akzent hoffentlich schon erkannt, denn wir sind in Montreal. Wir sind nach Québec gefahren, um Gaétan Jetté zu treffen, der vor 25 Jahren GMR Safety gegründet hat. Das Ziel von GMR Safety ist die Sicherheit an Laderampen. Es geht darum, die Fahrzeuge zu blockieren, damit sie sich nicht bewegen können. Wir werden das alles erklären. Sie wurden kürzlich mit einer Ihrer Innovationen bei der Nuit de la Supply Chain in Paris ausgezeichnet, das war Ende des Jahres. Als Sie vor 25 Jahren GMR Safety gegründet haben, welche Idee ging Ihnen damals durch den Kopf?
GJ: Ja gut, Franck, eigentlich waren es sehr bescheidene Anfänge, als wir angefangen haben. Wir hatten eine Idee für eine Lösung, die wir entwickeln wollten, die aber noch nicht sehr effektiv war. Wir haben vor 25 Jahren mit Lichteffekten und kleinen Gummikeilen angefangen. Natürlich hat sich die Lösung mit der Zeit, unserem Wissen über den Markt und den sich ändernden Bedürfnissen der Industrie weiterentwickelt.
FS: Also am Anfang hatten Sie wirklich etwas sehr, sehr Einfaches, das heißt, man legt, statt eines Steins, einen Gummikeil unter das Rad, damit es sich nicht bewegt. Und im Grunde war das alles noch sehr empirisch.
GJ: Ja, genau, das war nur die Basis. Die Kommunikationssysteme existieren immer noch, aber inzwischen wurden Elemente hinzugefügt, die die Leistung des Systems erhöhen, sodass es nun mehr den Standards der Industrie entspricht.
FS: Wie hat sich die Innovation bei diesen Radsicherungssystemen im Laufe der 25 Jahre entwickelt?
GJ: Es gab einen Durchbruch, aber sagen wir mal 19 Jahre lang hatten wir mehr oder weniger nur zwei Lösungen, die wir in Amerika verkauft haben. Und ab 2015, genauer ab 2014-2015, haben wir angefangen, uns in Europa zu entwickeln, insbesondere in Frankreich. Die Anpassung unserer Lösungen und die Reaktion auf die Marktbedürfnisse in einem Umfeld, das sich sehr von dem unterschied, was man in Amerika kennt, führte dazu, dass das Unternehmen neue Lösungen entwickelte. Und jetzt sind wir statt zwei bei neun Lösungen, von denen einige auf die wichtigsten Veränderungen auf wirtschaftlicher Ebene reagieren, genauer gesagt, auf den starken Anstieg des E-Commerce.
FS: Ich möchte Sie an diesem Punkt unterbrechen, weil Sie erwähnten, dass Sie einen Markt entdeckt haben, der sich sehr von unserem unterscheidet. Manchmal verstehen wir den Markt nicht so gut, weil man annehmen könnte, dass Transport, Logistik und Lieferketten, die Tätigkeiten, Werkzeuge und Maschinen in Frankreich dieselben sind, wie in den Vereinigten Staaten oder in Kanada. Welchen großen Unterschied haben Sie entdeckt, als Sie auf diesem europäischen Markt angekommen sind?
GJ: Der Unterschied findet sich auf allen Ebenen: Bei den Laderampen, den Rampenbereichen, den Bodenflächen: man findet z.B. in Amerika keine Verbundpflastersteine, während es in Europa überall solche Rampenabfahrten gibt. Was dazu die Fahrzeuge betrifft, war es am wichtigsten, sich anzupassen, weil es in Europa zwischen den Rädern der Fahrzeuge oft Hindernisse gibt, die verhindern, dass der amerikanische Radkeil vor das Rad des LKW geschoben werden kann, um ihn zu sichern. Also mussten wir das Design aller unserer Radkeile überarbeiten. Und da wir die Höhe der Keile verringern mussten, haben wir das Design verbessert, um die gleiche Performance zu erreichen. Wir haben dabei sogar noch ein höheres Leistungsniveau erreicht als das, was wir mit einem höheren Keil in Amerika erzielt hatten, der benutzt wird, um die Räder der LKWs zu blockieren.
FS: Es stimmt, dass man sich so etwas als Außenstehender überhaupt nicht vorstellen kann, weil der Radkeil doch etwas sehr Spezielles ist. Wie erklären Sie sich diese großen Unterschiede? Ist das historisch bedingt, dass man sich daran gewöhnt hat, die Lagerhäuser anders zu konzipieren, die Fahrzeuge anders zu bauen und die Be- und Entladerampen auf der einen und der anderen Seite des Atlantiks anders auszustatten?
GJ: Ja, absolut, das ist quasi kulturell bedingt, die Konzeption von verschiedenen Lösungen sorgt dafür, dass wir den speziellen Anforderungen nachkommen: oft gibt es die Unterfahrschutzstangen an der Seite der Fahrzeuge, die man in Amerika überhaupt nicht findet, und dementsprechend wurde der POWERCHOCK für den europäischen Markt angepasst. Tatsächlich ist der POWERCHOCK in Amerika die am weitesten verbreitete Lösung für den Bereich Radblockiersysteme und sogar mittlerweile weltweit. Und unsere Anpassungen haben es ermöglicht, alle verschiedenen Fahrzeugtypen zu sichern, wie z. B. Wechselbrücken und seit kurzem auch kleine Fahrzeuge, die für den E-Commerce in Städten Auslieferungen vornehmen. Diese werden auch oft als leichte Nutzfahrzeuge (LNF) bezeichnet.
FS: Das ist gut, der Vorteil ist, dass man die leichten Nutzfahrzeuge in Quebec genauso benennt wie bei uns (in Frankreich), da gibt es doch einige Gemeinsamkeiten. Können Sie uns sagen, welche Innovation genau bei der Nuit de la Supply Chain in Paris am Ende des Jahres ausgezeichnet wurde, welche Innovation genau hat Ihnen diese Anerkennung eingebracht?
GJ: Wir hatten bereits vor anderthalb Jahren, als die E-Commerce-Fahrzeuge zu diesem Zeitpunkt sich wirklich etablierten, eine schnelle Lösung auf den Markt gebracht: es handelte sich um einen angepassten POWERCHOCK Radkeil, aber für kleinere Fahrzeuge, also mit kleineren Rädern, der weniger Platz braucht. Es ist also ein kompakterer POWERCHOCK Radkeil und genauso leistungsfähig. Wir haben ihn allerdings weiterentwickelt, weil wir die Anforderungen des Marktes erkannt haben, denn manchmal werden die Laderampen sowohl von Sattelaufliegern als auch von LNFs benutzt. Was wir bei der Nuit de la Supply Chain im Dezember vorgestellt haben, war eine Lösung, die es ermöglicht, mit einem einzigen Radkeil zwei unterschiedliche Höhen zu ermöglichen, eine niedrigere Höhe, um den kleinen E-Commerce-Lkw an der Laderampe während der Beladung zu sichern, und einen weiteren Teil desselben Keils mit einer Höhe, die es ermöglicht, den Sattelauflieger wirksam zu sichern.
FS: Also ist es eigentlich die Anpassungsfähigkeit, die ausgezeichnet wurde. Man ist sich eigentlich nicht bewusst, wie sehr der E-Commerce die Dinge verändert, und die Entwicklungen in ihrer Branche machen es uns bewusst. Denn man könnte sagen, und das haben wir ja auch am Anfang gesagt, dass die Dinge vor 25 Jahren sehr empirisch waren, man hat ein Stück Gummi angebracht und dann ein Rad verkeilt. Heute ist die Technologie so weit fortgeschritten, dass der E-Commerce sogar in Ihrer Branche für einen echten Umbruch sorgt.
GJ: Tatsächlich ist die Lieferung mit Lieferwagen etwas, woran wir nie gedacht hatten. Aber heute agil durch die Stadt zu fahren, das ermöglichen die kleinen Fahrzeuge, die eine relativ kleine Ladung befördern und das extrem schnell. Heute wissen wir auch, dass es die Geschwindigkeit ist, die es zum Beispiel Unternehmen wie Amazon sein neues Geschäftsmodell ermöglicht, für die wir mehrere Lagerhäuser ausgestattet haben. Wir haben auch Lagerhäuser von IKEA in ganz Europa ausgerüstet, in Deutschland haben wir 56 Lagerhäuser mit neuen Radsicherungssystemen bestückt, genauso wie in Österreich und natürlich in Frankreich. Die Bedürfnisse ändern sich mit der Zeit und solange wir in der Lage sind, uns anzupassen und die Lösungen zu finden, die einfach und garantiert sind, sind wir der Konkurrenz eine Länge voraus und wir haben die Lösungen, die den Anforderungen des Marktes entsprechen.
FS: Schauen Sie sich jetzt schon an, wie sich die Dinge morgen entwickeln könnten? Denn wir wissen ja, dass Innovation Hand in Hand mit Voraussicht geht. Wir wissen zwar, dass es im Moment, vor allem in dieser Zeit der Pandemie, kompliziert ist vorauszuschauen, aber denken Sie schon über zukünftige Lösungen nach, versuchen Sie zu verstehen, wie sich die Transportbranche wahrscheinlich weiterentwickeln wird?
GJ: Wenn man sich vorstellt, dass man in der Zukunft vielleicht um 2 Uhr morgens eine Pizza bestellt und dann ein Fahrzeug kommt, man bezahlt mit einer Kreditkarte, die Tür öffnet sich automatisch, es wird keinen Fahrer geben, aber es wird einem ein Karton mit Pizza angeboten.
FS: In einem autonomen Fahrzeug.
GJ: Ja, in einem autonomen Fahrzeug – aber die Sattelauflieger werden eventuell eine Zugmaschine haben, einen LKW, der sie zieht und ebenfalls keinen Fahrer hat. Unsere POWERCHOCK-Lösungen werden sich also auch zu Modellen entwickeln, die den Markt für autonome Fahrzeuge an Laderampen bedienen können. Und es wird intensiv daran gearbeitet, Lösungen zu finden, die zukunftssicher sind, aber unter das POWERCHOCK-Konzept fallen und die einzigartigen fünfjährigen Garantien erfüllen, die GMR für den POWERCHOCK bietet.
FS: Ja, das haben wir gut verstanden, dass es früher den traditionellen Lastwagen gab und dass die Fahrzeuge sich mit dem E-Commerce enorm entwickelt haben, und der nächste Schritt das autonome Fahrzeug ist. Nur noch ein letztes Wort, wir haben noch eine Minute, nur eine kleine Zwischenfrage, aber wie sieht es derzeit aus, wenn Sie mitten im Winter von Quebec über die Lieferung von Pizza um 2 Uhr morgens sprechen? Gibt es bei Ihnen eine längere und weiter entwickelte Kultur von Direktlieferungen, wo wir bei uns abends eventuell in einen milden Abend hinausgehen könnten, aber man mitten im Winter bei -10 Grad und 70 Zentimetern Schnee weniger Lust hat, selbst seine Pizza zu holen? Und hat sich die Kultur, diese Kultur der Direktlieferungen, gerade wegen des anderen Klimas bei Ihnen früher durchgesetzt?
GJ: Nein, eher im Gegenteil, ich würde sagen, dass der Vorsprung in Europa, in Deutschland, Frankreich und England am größten ist, was die Lieferung nach Hause angeht, natürlich nicht rund um die Uhr. Das sieht man vielleicht eher in Amerika, aber in unserem Geschäft geht es um die Sicherheit der Menschen und bei der Lieferung von E-Commerce werden in Frankreich und ganz Europa besonders Fahrzeuge wie die kleinen Lieferwagen genutzt. Und hier werden unsere ersten Verkäufe getätigt, auch wenn wir begonnen haben, sie auch an nordamerikanische Firmen zu verkaufen.
FS: Also das ist gut, ich höre gerne ab und zu, dass Europa einen kleinen Vorsprung hat, das ist schön, das wird uns nicht jeden Tag gesagt. Auf jeden Fall vielen Dank, ich habe mich sehr gefreut, ein wenig mit Ihnen zu sprechen, ich mache immer gerne kleine Abstecher nach Quebec. Gaétan Jetté, vielen Dank, Präsident und Gründer von GMR Safety, das sein 25-jähriges Jubiläum feiert, wir wünschen Ihnen noch mindestens ebenso viele erfolgreiche Jahre und arbeiten Sie gut an der Zukunft des autonomen Fahrzeugs mit, vielen Dank!